Rezeptforschung macht Spaß, kann aber auch ziemlich mühsam sein. Deshalb habe ich mir gedacht, ich suche einfach mal mit meinen Lesern gemeinsam (auch mit den Leserinnen natürlich …). Es geht um den „Kalten Hund“, einen Schoko-Keks-Kuchen, der nicht gebacken wird und den die meisten von uns wahrscheinlich aus Kindertagen kennen. Ich habe damit in den 1970er Jahren Bekanntschaft gemacht, das Rezept stand wahrscheinlich in irgendeiner Zeitschrift; in dem einzigen Backbuch, das meine Mutter jemals besessen hat, kommt es jedenfalls nicht vor. Ich kenne ihn auch nur als „Kalter Hund“, obwohl er noch eine ganze Reihe anderer Namen hat: Kalte Schnauze, Schwarzer Peter, Kalter Igel, Kalte Pracht, Kellerkuchen, Lukullus …
Man könnte meinen, Kalter Hund wäre eine Erfindung der Nachkriegszeit, womöglich noch von Fernsehkoch Clemens Wilmenrod, der außer nicht kochen sicher auch nicht backen konnte, aber dem ist nicht so. Der Kuchen ist schon viel älter. Wahrscheinlich stammt das Ursprungsrezept aus dem Hause Bahlsen, das in den 1920er Jahren auf Werbezetteln ein Rezept für einen „Schokoladenkuchen aus Leibniz-Keks“ verbreitete. Diese Idee wurde einige Zeit später bereitwillig von Palmin aufgegriffen, denn eine wichtige Zutat dieses Kuchens war das damals sehr moderne Kokosfett.
Wie aber kommt die Kekstorte zu ihren lustigen Bezeichnungen? Sprachforscher wollen uns ernsthaft erzählen, der Name „kalter Hund“ habe etwas mit der Kastenform des Kuchens zu tun, die an so genannte Grubenhunte aus dem Bergbau erinnere, kastenförmige Förderwagen auf Rollen. Das halte ich nun wirklich für völlig abwegig – wer denkt sich denn sowas aus? Ist am Ende mal wieder der Berliner Witz für die „kalte Schnauze“ und den „kalten Hund“ verantwortlich? Oder eine andere Region? Dr. Oetker scheidet schon mal aus, das entsprechende Backbuch meiner Mutter ignoriert den „Kuchen ohne Backen“ noch in den 1960er Jahren.
Also lasst uns forschen: Habt ihr ältere Backbücher aus der Zeit vor 1970? Ausgeschnittene Rezepte aus Zeitschriften? Das handgeschriebene Kochbuch eurer Großmutter? Ich denke da zum Beispiel an Jutta, die das große Glück hat, gleich drei alte Rezeptsammlungen aus dem Familienkreis geerbt zu haben. Wenn ihr den Kuchen irgendwo finde: Von wem ist das Rezept, lässt es sich ungefähr datieren (bei privaten Kochbüchern manchmal schwierig) und wie wird es genannt? Ich bin gespannt. Antworten könnt ihr mir als Kommentar unter diesem Post oder auch per mail an mail(et)petrafoede.de
"Rezeptforschung: Kalter Hund" was originally posted by Petra Foede on Kaffeeklatsch. All rights are reserved by the author.