Tarte Tatin ist ein international bekannter französischer Apfelkuchen, der „kopfüber“ gebacken und später gestürzt wird. Die Äpfel werden auf diese Weise karamellisiert und erhalten ein besonderes Aroma. Erfunden wurde die Tarte angeblich aus Versehen im Jahr 1898 von den Schwestern Tatin, die in dem kleinen Ort Lamotte-Beuvron bei Orléans ein von ihren Eltern geerbtes Hotel mit Restaurant führten.
Die Geschichte mit dem Missgeschick
Es heißt, dass entweder Stephanie oder Caroline eines Tages völlig zerstreut eine Backform mit Äpfeln in den Ofen schob ohne zu bemerken, dass sich noch kein Teig darunter befand. Als sie ihr Missgeschick bemerkte, legte sie ihn nachträglich oben drauf und stürzte den Kuchen später. In einer anderen Version der Geschichte stolperte sie, als sie den Apfelkuchen von der Küche ins Restaurant bringen wollte. Die Obstschicht blieb heil, aber der Boden war von dem Sturz beschädigt. Deshalb buk Mademoiselle Tatin kurzerhand einen neuen Teig und legte ihn später obenauf.
Diese Anekdoten muss man nicht unbedingt glauben, denn laut Larousse Gastronomique gab es in dieser Gegend Frankreichs schon einige Zeit vorher gestürzte Tartes mit Äpfeln oder Birnen. Nett ist die Erzählung aber trotzdem, zumal die Schwestern diesem Kuchen tatsächlich ihren Namen gegeben haben. Gebacken haben sie ihn also auf jeden Fall. In ganz Frankreich bekannt gemacht hat ihn der bekannte französische Gastronomiekritiker Maurice-Edmond Sailland, besser bekannt unter seinem Pseudonym Curnonsky, der in den 1920er Jahren eine Buchreihe über die Küche der.französischen Provinzen schrieb und 1926 das Rezept für „La Tarte des Demoiselles Tatin“ veröffentlichte. Kurze Zeit später erschien der Kuchen im Pariser Nobelrestaurant Maxim’s auf der Speisekarte – der Anfang einer steilen kulinarischen Karriere.
Das Originalrezept
Ob Curnonsky damals das „Geheimrezept“ der Schwestern Tatin erfahren hat, ist ungewiss. Auf der Webseite des Hotels Tatin in Lamotte-Beuvron, das es noch heute gibt, ist jedoch zu erfahren, dass ihm ein anderer Autor namens Paul Besnard zuvor gekommen ist, der schon 1921 das angeblich authentische Rezept veröffentlichte. Hier ist die Übersetzung:
„Nimm eine verzinnte Kupferform, etwa 6 cm tief, die innen gut mit einer Schicht Butter eingefettet wird, darüber kommt eine etwa ein Zentimeter dicke Schicht Puderzucker. Dann fülle die Form mit einer Schicht geviertelter Äpfel oder Birnen; auf diese Viertel gib noch etwas Butter und Zucker, dann bedecke alles mit einem pfennigdicken Mürbeteig. Der Kuchen wird auf einem guten Kohlenfeuer gebacken, dann das Ganze umgekehrt in einem four de campagne (einer Art Tortenpfanne mit Füßen und Deckel) bei starkem Feuer. Backzeit: 20 bis 25 Minuten. (…) Die Tarte ist gar, wenn die Früchte golden sind und der Zucker etwas karamellisiert. Bedecke die Tarte mit dem Teller, auf dem sie aufgetragen wird und drehe das Ganze schnell um, so dass die Früchte oben sind. Heiß servieren.“
"Tarte Tatin" was originally posted by Petra Foede on Kaffeeklatsch. All rights are reserved by the author.